Geschichte  

Die historischen Wurzeln der Stockkampfkunst liegen auf den Philippinen. Escrima, Kali und Arnis, die sich aus der alten Kampfkunst Pangamut ableiten, sind dort Bezeichnungen denen man zwangsläufig begegnet, wenn man sich mit der Thematik beschäftigt.

Dabei wird man auch feststellen, dass der Stockkampf eine sehr lange Tradition hat. Einflüsse aus anderen asiatischen Kampftechniken und auch aus dem europäischen Raum durch die Spanier haben die Fertigkeiten der Einheimischen immer weiter verfeinert und entwickelt. Ein Hinweis gibt schon der Name Eskrima, der sich aus dem spanischen „esgrima „ (fechten) bzw. „escriba“ (schreiben) herleiten lässt. Als erster Europäer soll Ferdinand Magellan mit für ihn tödlichem Ausgang im Jahre 1521 der philippinischen Kampfkunst begegnet sein. Als er am 27. April 1521 in Mactan an Land ging empfing ihn eine Überzahl von Kriegern des Häuptlings Lapu-Lapu, die spanischen Soldaten standen dabei knietief im Wasser. Über die damalige Bewaffnung der Einheimischen gibt es verschiedene Versionen. Es wird berichtet, dass die Krieger lediglich mit Stöcken bewaffnet gewesen seien, ebenso ist aber auch plausibel, dass mit Klingenwaffen gekämpft wurde, da in dieser Zeit die Filipinos wohl schon im Besitz von Klingenwaffen waren. So gibt es auch Berichte, dass hauptsächlich Pfeile und Lanzen den Spaniern zum Verhängnis wurden, da Lapu-Lapu und seine Mannen die verletzlichen Stellen an den Rüstungen schnell entdeckten. Andere Quellen berichten sogar von einer Verschwörung von Lapu-Lapu mit dem eigentlich verfeindeten Humabon. Demnach stellten sie Magellan eine Falle bei Mactan, da Humabon nach Berichten von Verwüstungen und Schändungen durch Magellans Leute sehr aufgebracht war und sich nun mit Lapu-Lapu zusammenschloss. Wie wir wissen wurden die Spanier trotz diesen Vorfalles nicht aufgehalten, die Philippinen rund 50 Jahre später endgültig zu unterwerfen. Lapu-Lapu wurde zum frühesten Freiheitsheld der Philippinen erklärt, seine überlebensgroße Statue in Lapu-Lapu Stadt sowie ein Denkmal für Magellan in Cebu-City sind heute noch Zeugen dieser historisch bedeutenden Ereignisse. Nach Lapu-Lapu ist die gleichnamige Stadt mit dem internationalen Flughafen auf der Insel Mactan benannt, die in direkter Nachbarschaft zur viel größeren Insel Cebu liegt.

Während der spanischen Herrschaft war die Ausübung der Kampfkünste und das Tragen von Waffen für die Einheimischen durch die Eroberer unter Verbot gestellt, so dass die Filipinos gezwungen waren ihre Kampfkunst zu verschlüsseln und in Familienverbänden von Generation zu Generation weiter zu geben. Vor allem die Einführung der Moro Moro Bühnenspiele im 19. Jhd. erfreuten sich zunehmender Beliebtheit bei der einheimischen Bevölkerung. Inzwischen glaubt man, dass die Spiele und Tänze, bei denen die Akteuere mit Kali-Schwertern auftraten, nur zu dem Zweck eingeführt wurden, das Verbot zu umgehen. Dadurch konnten die Filipinos gefahrlos weiter trainieren und ihr Wissen für die Nachwelt erhalten.

Im Jahre 1898 machten die Vereinigten Staaten von Amerika durch den amerikanisch-spanischen Krieg ihren Einfluss auf der Inselregion geltend. Dies wirkte sich spätestens in den zwanziger Jahren indirekt auf die philippinischen Kampfkünste aus, das strenge Verbot galt nicht mehr. Zu dieser Zeit begannen die Brüder Cañete auf den Philippinen mit dem Escrima-Training, später schlossen sich ihnen Mitglieder des Saavedra-Clans an. Mit anderen Großmeistern zusammen gründeten sie 1932 in Cebu den Doce-Pares-Club. Zur gleichen Zeit wanderten viele Pinoys in die USA aus und versuchten im Profi-Box-Sport unterzukommen. Zunächst bekam Escrima in den USA hauptsächlich in der militärischen Ausbildung nach und nach einen wichtigen Stellenwert. Eine wichtige Person war Angel Cabales, der 1939 nach Kalifornien auswanderte und dort seine Kampfkunst einführte. Durch ihn wurde im Jahr 1966 in Stockton Serrada Escrima zum erstenmal auch für Nicht-Filipinos zugänglich gemacht. Angel Cabales gilt seither als Vater des Escrima in den USA.

Nach dem zweiten Weltkrieg sind vor allem die Namen Ciriaco Cacoy Canete, Begründer des Doce Pares Escrima Systems sowie auch Remy A. Presas zu erwähnen, der in den 60-er Jahren zur Verbreitung des Arnis auf den Philippinen beitrug. Sein Bruder Ernesto unterrichtete auf den Philippinen weiter und entwickelte das Modern Arnis (seit 1999 Kombatan Arnis), während Remy 1975 in die Vereinigten Staaten emigrierte und von dort aus für eine weltweite Verbreitung der philippinischen Kampfkunst sorgte. Einen weiteren wichtigen Schub gab es durch Michael G. Inay, der 1979 die West Coast Eskrima Society gründete. Mike Inay entwickelte einen eigenen Stil, das Inayan-Escrima. Ein wichtiger Unterzeichner der Gründungsurkunde war ein persönlicher Schüler des legendären Bruce Lee: Dan Inosanto, der das Inosanto-Kali entwickelte.

Man könnte noch viele andere wichtige Lehrer bzw. Vertreter von Arnis, Kali oder Escrima nennen, jedoch würde der Platz hier nicht reichen. Ebenso ist es unmöglich die vielen verschiedenen Stile zu nennen, denn es gibt trotz der Hauptzweige Arnis, Kali und Escrima die unterschiedlichsten Ausprägungen und Richtungen. Ebenso gibt es auch starke Einflüsse und „Vermengungen“ mit anderen Kampfkünsten.

 

Quellen: 

  • Siebert, Gunnar: Arnis, Escrima, Kali - Die Kunst der wirbelnden Stöcke, Lehrbuch für den Stockkampf, 6. Auflage, Weinmann Verlag, Berlin 2006
  • Inosanto, Dan: The Filipino Martial Arts, Know How Publishing, CA 1980
  • André-Korbl, Michael: Neuer Tanz und Stockkampfkunst - in: Sport Praxis, Fachzeitschrift für Sportlehrer und Übungsleiter, Sonderheft 2003, S. 43ff., Limpert Verlag GmbH