Bamboo Workshop – Unser Trip durch Nepal – 5.9.2013 bis 7.9.2013

5.9.2013

Nach einem wunderbaren vegetarischen Gericht  fahren wir inspiriert, gesättigt und mūde zum Ashram von Kabita Batharai, der Leiterin von Little Flower,  wo wir drei jeder ein schlichtes Mönchszimmer bekommen.

Ashram1 Ashram4Ashram5Bett, Matratze, eine Flasche Wasser; Luxus: Bad mit Dusche und WC (das seinen Namen tatsächlich Ehre macht) – das Arbeiterteam aus Little Flower richtet sich gemeinsam in einem riesigen Raum unter dem Dach ein. Ich habe nur noch das Bedūrfnis, vor dem Schlafen eine Dusche zu nehmen. Das stellt sich dann als die größte Herausforderung an diesem Tag fūr mich heraus. Ich entdecke nämlich Gäste, zwei an der Zahl, meine Lieblingsgäste: schwarzhaarig, leicht untersetzt, dafūr jedoch lange, schlanke Extremitäten und davon gleich 8 an der Zahl. Eine direkt am Hebel des Spūlkastens (mit einem anschließenden Ortswechsel zur Duscharmatur), die andere direkt auf Brusthöhe an der Duschwand! Tief Luft holen, instinktive Impulse unterdrūcken – habe ja schließlich an meiner Phobie gearbeitet, außerdem ist die Acht ’ne echt gute Zahl, oder? – und dann das angenehm kūhle Wasser so gut es geht genießen. Zur Erinnerung hole ich anschließend meine Lumix und schieße noch ein paar schöne Makroaufnahmen, wobei ich meinen Lieblingen bis auf 2 cm nahe kommen muss.Ashram3 Ashram2

6.9.2013

Am nächsten Morgen erzählt uns der Verwalter des Ashrams, dass er am Waldrand in den letzten Jahren immer wieder Tiger gesichtet hätte. Der Ashram liegt weit außerhalb von Kathmandu wunderschön auf einem Hūgel, umgeben von dichtem Wald. Hinter den Bäumen kommt erst mal lange gar nix. Einmal, so berichtet er uns, jagte gar ein Tiger ein Reh bis kurz vor das Grundstūck, ein anderes Mal legte ein Tiger sein Junges beim Ashram gegenūber ab (gehörte einem der berūhmtesten Gurus, der vor 5 Jahren in Kalifornien seinen ‚Körper verließ‘, und wird immer noch von seinen Anhängern besucht – den Namen habe ich leider vergessen…)
Wir haben natūrlich kein Glūck, wir mūssten länger da sein und ganz frūh am Morgen in aller Stille warten, und so weiter. Nun ja…bin eh nicht sicher, ob ich den Leuten das immer glauben kann, was sie so von sich geben, auch wenn sie halbe buddhistische oder hinduistische Heilige sind, vor allem als er mir weismachen will, dass ich meinen Schūlern nur die richtige Meditationstechnik beibringen mūsste, dann wären nach 3 Monaten alle Augenschäden behoben… Gut, ich bekanke mich kommentarlos und mache mich ans Packen.

7.9.2013

Nach dem Frühstück im Ashram besichtigen wir eine Baustelle der Firma Abari außerhalb von Kathmandu, wo Privatleute sich ein Bambushaus bauen lassen. Es sieht sehr schön aus, ist in L-Form angelegt und komplett aus bestem Bambus sowie „rammed earth“, also Stampflehm, fūr das Erdgeschoss und eine Leichtlehmbauweise fūr das Obergeschoss. Auch der Innenausbau gefällt uns sehr, finden wir doch ūberall schöne und zweckmäßige Verwendung von Bambus. Die Art und Weise, wie beim Dach und dem umlaufenden Balkon der Bambus verarbeitet und miteinander verbunden wurde, findet unser Interesse. Wir schießen hunderte von Fotos und löchern Nripal und seinen Baustellenleiter mit unzähligen Fragen.

Nripal, Iris, Sebastian

Abari Baustelle I

Wände aus Stampflehm

Mauerdesign mit Flaschen

Bad mit Glasdesign

Om-Design im Flur

Tür aus Bamboo

Dachüberhang mit Lampe

Ansicht außen L-Form

Verbindungen I

Verbindungen II

Besprechung im Freien I

IMG_0473

Danach sollte es nach Chitwan gehen, wo wir uns bei der Firma Abari anschauen wollen, wie der Bambus vor der Verarbeitung gegen Schädlinge behandelt wird. Fūr die ca. 200 km Entfernung rechnen wir mit ca. 4-5 Stunden Fahrt auf der wichtigsten Verbindung zwischen Indien und Nepal. Mittlerweise ist es schon Nachmittag, weshalb wir erst einmal einen Stopp zur Nahrungsaufnahme einbauen.

Nepal Tour Essen1 Nepal Tour Essen2Das Essen sieht lecker aus und schmeckt sehr gut. Während wir auf unsere Rechnung warten, bricht einer der Arbeiter zusammen und wir müssen erst einmal ins Krankenhaus, das zum Glūck gleich nebenan liegt. Ein paar Liter Infusionen und eine Stunde später geht es dann endlich auf Strecke und zugleich zu meinem längster Stau ever…

Wir fahren gegen 15 Uhr los und stehen gleich mal drei Stunden im ersten Stau um aus Kathmandu heraus zu kommen, dann erst beginnt die Passstraße Richtung Westen nach Chitwan. Aber einerseits ist diese Straße aufgrund des Monsuns in einem fürchterlichen Zustand und andererseits gibt es auf der Passhöhe eine Baustelle – es geht entweder gar nicht weiter oder nur langsam. Zudem ist es unmöglich wegen den Abgasen der Trucks, die hier wie in einer Elefantenprozession den Pass erklimmen, die Fenster zu öffnen – ein Sandsturm ist ein Dreck dagegen (wir haben hier die dunkelbraune Version…). Einmal über das Gesicht gewischt, habe ich ein schwarz gefärbtes Taschentuch. Außerdem kann ich gegen Ende kaum noch sitzen. Schließlich erreichen wir um 3 Uhr am nächsten Morgen Chitwan, finden sogar noch etwas Essbares und suchen dann eine Unterkunft für 18 Leute, duschen und fallen dann wie tot ins Bett.

Chtiwan Essen3 Chtiwan Essen4 Chtiwan Essen2 Chtiwan Essen1

Am nächsten Morgen fahren wir zur Firma Abari, wo wir schon erwartet werden. Benny, ein Schwede, der schon längere Zeit mit der Firma zusammenarbeitet und mit uns mitfährt, zeigt den Arbeitern die Maschinen und Werkzeuge, mit denen hier gearbeitet wird. Geduldig und engagiert ist er am Erklären und Beantworten.

Treatment of Bamboo08 Treatment of Bamboo09 Treatment of Bamboo10 Treatment of Bamboo11 Treatment of Bamboo12

Die Arbeiter können zudem sehen, was man noch alles mit einfachen Mitteln aus Bambus herstellen kann; Lampen, Fensterläden mit beweglichen Lamellen und natūrlich Stūhle, Tische sowie Betten.

Worrking with Bamboo4 Worrking with Bamboo5 Worrking with Bamboo1 Worrking with Bamboo3 Worrking with Bamboo2 Worrking with Bamboo6 Worrking with Bamboo7 Worrking with Bamboo8 Worrking with Bamboo9 Worrking with Bamboo10 Working with Bamboo10

Irgendwie sind wir danach alle platt und streichen deshalb die nächsten Besichtigungen und fahren zur Belohnung in den nahe gelegenen Nationalpark. Der Besuch ist nicht spektakulär, da wir aus Zeitgründen nur eine kurze Tour mit einem Jeep für außerhalb des Parkes buchen. Zunächst gibt es außer Seen und Bäumen nix zu  sehn – viele Rehe, einen Hirsch – schließlich kommen uns kurz vor Schluss völlig aufgeregte Guides entgegen: „Rhino, Rhino!“ Keine zwei Minuten später halten wir plötzlich an, direkt neben der Straße sehen wir unten am Ende der Böschung gut versteckt zwischen hohem Gras ein friedlich grasendes Nashorn. Leider recht scheu, aber für ein paar Fotos sowie ein kurzes Video reicht es! Yipeeh!

Chitwan National Park1 Chitwan National Park2 Chitwan National Park3 Chitwan National Park4 Chitwan National Park5 Chitwan National Park6 Chitwan National Park7
Anschließend nochmal schön am Wasser spazieren, faule Krokodile sehen, Abendessen und dann (endlich) in Richtung Little Flower. Wieder dauert es länger als geplant, weshalb wir zunächst beschließen, dass alle Inder zu Fuß von Birganj nach Raxaul gehen und wir Europeans ins Hotel – die nepalesische Grenzstelle, an der sich alle Nichtinder wegen der Ausreise melden müssen, sowie die indische schließen um 21 Uhr. Kurz vor der Grenze bekommt Motilal einen Anruf aus LF: die Grenze sei offen. Also laden wir aus und laufen den einen Kilometer in der von Abgas geschwängerten Luft zur Grenzstation. Die Büros auf der nepalesischen und indischen Seite sind jeweils abseits der Straße, so dass man die Grenze einfach so passieren könnte, no problem, aber wir brauchen ja unsere Stempel im Pass (am Ende meiner Reise wird das noch ein Aufreger, aber ein gewaltiger!). Auf der nepalesischen Seite geht es dann ruck, zuck und wir haben den Ausreisestempel im Pass. Dann kommen wir schließlich zum indischen Grenzbüro, und? Ja, klar – was auch sonst: geschlossen…
Motilal ruft eine Nummer an, die an der Eingangstür hängt. Er erreicht tatsächlich einen zuständigen indischen Beamten. „No problem, go to Little Flower and come back again early next morning and then we’ll do the papers“, lässt er ausrichten. „Acha, theek hai, okee!“ Auf gehts, wir wollen unseren müden Knochen geben was sie brauchen…! Nun nur noch zu Fuß über die Grenze, wo wir auf der indischen Seite von einem Jeep aus Little Flower abgeholt werden. I’m in India now, feeling like an illegal alien!
Zimmer beziehen, duschen, schlafen. Mitten in der Nacht schrecke ich hoch! Jemand schreit! Oder? Direkt vor meiner Tür oder meinem Fenster!? Schlaftrunken taste ich nach meiner Taschenlampe, wo ist die denn? Langsam komme ich zurück ins Leben, weiß auch wo ich bin. Plötzlich ist mir auch was das ist. „Allah’akbar!“  Ein Muezzin! Aha! Hier gibt es also eine Moschee, anscheinend sehr nahe bei unseren Zimmern. Es klingt als wäre der Kerl direkt neben meinem Bett! Jetzt antwortet auch noch der Muezzin von der anderen Seite der Grenze, aus Birganj! Immerhin singt der Nepalese besser! Ich lege mich hin und nehme mir vor, für die nächste Nacht mein Smartphone bereit zu legen, damit ich die beiden zur Erinnerung aufnehmen kann. Zum Glück schlafe ich noch einmal ein!

Muezzin Little Flower