Ankunft und Hindernisse

3.9.2013

Mit 18 kg Gepäck und ein paar Zentner Aufregung geht es rechtzeitig zum Flughafen nach Frankfurt. Die Dame am Check-in hat für mich tatsächlich einen Platz neben Sebastian und ich freue mich auf einen regen Austausch. Die Wiedersehensfreude ist groß und natürlich interessiert es mich brennend, wie es dieses Jahr im Arlequi beim Stockkampf- und Tanzprojekt bei Pia André in Spanien zugegangen ist. Wir haben rund acht Stunden Flugzeit vor uns und somit genügend Zeit. Wir haben einen guten Flug bis Delhi, bekommen feines Essen, sehen sowohl den Mond- als auch den Sonnenaufgang und landen gut in Delhi. Obwohl wir im Transitbereich bleiben und nur das Gate wechseln müssen, werden wir nochmal gescannt. Es geht recht lustig zu, unsere Bordkarten gehen durch unzählige Hände – jeder will ja beschäftigt sein… Ich bin an der Reihe zum Scannen und der junge Beamte lächelt verschmitzt, als er mich fragt, wer denn des auf meinem T-Shirt sei. „Ghandiji, Sir“, grinse ich zurūck. „Okee, but won‘t be helpful ever time!”, antwortet er, noch breiter grinsend!

 

Gandhiji

Im Transitbereich vertreiben wir uns die Zeit so gut es eben geht. Als mich Sebastian daran erinnert, die Fotos fūr das Nepal Visum bereit zu halten, damit es nachher zügiger geht, kommt der erste Schreck: nix zu finden. Dann fällt mir ein, dass ich kurz vor Abflug einiges noch einmal zwischen Rucksack und Bordgepäck umgeräumt habe. an die Fotos komme ich also erst nach der Einreise, wenn ich sie nicht mehr brauche; dafür finde ich etwas im Handgepäck, was da nicht hin gehört: mein Schweizer Taschenmesser! Bis jetzt scheint das niemanden beim Security Check gestört zu haben (auch später in Nepal nicht!). Nach der Landung lasse ich mir gleich 2 Passbilder für 4$ bei einer Nepalesin machen, die wegen so Vergesslichen wie mir ein ganz einträgliches Geschäft macht. Alles geht dann recht flott und unser Gepäck fährt auch schon im Kreis herum. Draußen vor dem Flughafen wimmeln wir ganz cool die Meute von Drivern ab, die uns alle ganz günstig zu den besten Unterkünften bringen wollen: „Our friends will pick us up“ kommt aus unseren Mündern wie ein Mantra – jedoch die Truppe aus Little Flower, die uns abholen will taucht nicht auf! Wir warten zwei Stunden auf „our friends“, aber uns ist klar, dass daraus nichts mehr wird. Eigentlich sollte es vom Flughafen direkt zum Übernachten in  Kabitas Ashram gehen, aber Sebastian war noch nie dort und hat logischerweise die Adresse nicht. So nehmen wir ein Taxi zum Kathmandu Guest House und versuchen dort per Mail, Skype usw. jemanden in Little Flower zu erreichen. Nichts. Niemand. Anscheinend schläft und meditiert alles oder ist dem Nirvana nahe… Nach einer Stunde beschließen wir einzuchecken und hoffen auf morgen. Duschen, essen, schlafen…

4.9.2013

Wachen um 8.00 Uhr auf, frühstücken und versuchen wieder unser Glück. Schließlich kaufen wir uns – nachdem der Gang zum Internetcafé wegen der lahmen Leitung umsonst war – im Guest House einen Account und hoffen, dass das Versprechen mit Highspeed stimmt…… Endlich erreichen wir Mukkesh in LF und erfahren, dass Iris mit den Leuten gestern früh rechtzeitig losgefahren ist. Er versucht von LF aus jemand in Kathmandu zu erreichen. Schließlich bekommen wir Kabita an die Strippe, die gerade mit Iris telefoniert hat. Alles ist in Ordnung, die Anderen standen in einem Mordsstau und kamen erst um 7 Uhr abends in Kathmandu an und fuhren sofort zu Karitas Ashram. Weil wir nicht dort waren, fuhr Iris zum Kathmandu Guest House. Wir jedoch, hundemūde wie wir waren, gingen nach dem Essen gleich schlafen – das war kurz vor zehn. Um zehn war Iris an der Rezeption und hat nach uns gefragt. Sebastians Name stand jedoch nicht in der Gãsteliste, warum auch immer. Die Nachricht, die Iris hinterlassen hat, bekamen wir auch nicht… Zum Haare raufen, aber that’s Asia. Nun werden wir um 14 Uhr abgeholt und beschließen ein bissl rumzulaufen. Vorher will ich noch etwas Geld abheben, aber der Automat frisst meine Karte und spuckt sie nicht mehr aus! Die Hotline verspricht uns, dass um 1 Uhr jemand kommt….. Also wird’s nichts mit ‘nem Bummel durch Tamel. Wir setzen uns auf die Terrasse und ich habe Zeit diese Zeilen zu schreiben. Ach ja, der Automat an der nächsten Straßenecke meint, dass mein Limit auf der Postbank Visa Card erschöpft sei…. ich habe doch noch nie abgehoben!!! Zum Glück habe ich noch die Barclay Card. All right, I’m fine and my friend beside me is also fine (das its eon Insider fur Sebastian!).

 

Sebastian -Der "Baumeister" von Little Flower

Sebastian -Der „Baumeister“ von Little Flower

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Vorwehen – Nachwehen

Vorfreude. Planen und Verwerfen. Einpacken und Auspacken. Ungeduldiges und gespanntes Warten. Das Flugticket schon seit einiger Zeit in der Tasche. Frankfurt – Delhi – Kathmandu.

Glücklicherweise mit Sebastian, einem Freund und Stockkämpfer aus Salzburg, im gleichen Flieger – er hatte schon einige Zeit vor mir gebucht. Verrückte Geschichte – überhaupt: am 2. September! Eigentlich sollte es an diesem Tag in die entgegengesetzte Richtung gehen, aber das ist eine ganz andere Geschichte und wird vielleicht (?) erzählt werden.

East West

Flugticket

Zunächst aber zum Thema: Mein Sabbatjahr beginnt in Kürze, ich bin in Gedanken schon auf der Reise. Obwohl das so nicht stimmt. In der Vergangenheit, dort geistern meine Gedanken. Dorthin, wo ich vor vier Jahren war. Stationen in Indien, die Orte, Menschen, Reisebekanntschaften, Kontakte und Freundschaften, die bis heute angehalten haben (hier mit Sidd – Singer, Ryan – Tabla Player, Mehatab – Painting Artist. Wer die Musik von Sidd & Ryan hören will, klickt die Links unter dem Foto an).

Sidd Ryan Mehatab

Victory (SAMPLE) (Darbari Kanada)

Siddharth Chaudhuri – Albela

Deshalb fahre ich hin, besser gesagt ich fahre zurück. Zurück an die Orte, an denen ich so vieles erlebt habe (auch das ist wiederum eine andere Geschichte). Wie wird es diesmal? Wie wird es mir mit meinen Freunden gehen? Lerne ich neue kennen? Was wird anders? Wie lange halte ich es aus? Wird mich Indien wieder so aufnehmen bzw. wie werde ICH Indien aufnehmen?

Non-conceptual Vagabounds_0

(Non-conceptual Vagabonds, Om-Beach in Gokarna, Karnataka, 2010)

Keinen Stress, keine Erwartungen, keine Sorgen, nehmen wie es kommt. Meinem Leben eine Chance geben. Risiken eingehen, Risiken um Neues entstehen zu lassen. Wer mich kennt, weiß welche Risiken ich meine. Normalerweise tendiere ich zu Sicherheitsdenken, agieren in gewohnten Arrangements, solange bis ich von etwas überzeugt bin und dann geh ich es ohne Bedenken an (nun ja, ganz ehrlich: ein bissl mulmig ist mir schon…, aber auch das ist in Ordnung).

Erste Station wird Kathmandu sein. Sebastian, der Architektur studiert und in einem Lepra-Projekt in Bihar für die Errichtung von Lehrerwohnungen die Bauleitung innehat, muss dort einige Dinge erledigen und wichtige Leute treffen. Von dort geht es nach ein paar Tagen nach Little Flower (http://littleflower-india.org/), so der Name des Dorfes, in dem es außerdem eine Weberei (mit wunderschönen Seidenschals), eine Krankenstation, eine Milchfarm sowie eine Schule gibt und das direkt an der nepalesischen Grenze liegt. Vier Wochen will ich bleiben und von dort berichten.

Nachtrag vom 25. August 2014: Soeben erfahre ich von Claudia Vilanek über facebook, dass LITTLE FLOWER die ISO CERTIFICATION bekommen hat:

ISO Certification Little Flower