Jaipur 16.10.2013 – 22.10.2013

Wieder bin ich sehr früh morgens am Bahnhof New Delhi, diesmal sehr wachsam. Erneut steht mein Zug nicht auf der Leuchtanzeige, aber diesmal bin ich früher vom Hotel los, um Zeit zum Nachfragen zu haben – mit nem großen Rucksack einem Zug hinterher rennen stelle ich mir nämlich nicht sehr lustig vor.
Bis Jaipur sind es ungefähr viereinhalb Stunden und ich sitze zum ersten Mal in der Chair Class. Im Ajmer Shatabdi Express genieße ich den Luxus der weichen und verstellbaren Sitze, der sauberen Toiletten einschließich Klopapier (!) und heißem Wasser, außerdem gibt es Frühstück und Lunch!

Nach den vielen zwar sauberen, aber sehr einfachen Unterküften gönne ich mir für meine Zeit in Jaipur etwas besseres. Das Pearl Palace mit dem Peacock Rooftop Restaurant ist eines der besten Mitteklasse-Hotels in der Stadt. Der Pick-up-Service ist pünktlich am Bahnhof mit meinem Namensschild in der Hand. Für die erste Nacht gibt es leider nur noch große Dopppelzimmer mit Klimaanlage und ich zahle zum ersten Mal 15 € für eine Nacht. Jedoch, das Zimmer ist umwerfend und ich fühle mich sofort wohl. Auf dem Bett liegt kunstvoll aus zwei weißen Handtüchern geformt ein Herz in einer Lotusblüte. Morgen bekomme ich ein kleineres, güstigeres Zimmer, die Ausstattung ist jedoch ähnlich. Zuert einmal stelle ich mich unter die heiße Dusche mit Regenduschkopf, danach das übliche Ritual.
Am Nachmittag genehmige ich mir dann einen Mittagsschlaf und gehe danach auf eine kleine Erkundungstour. Zur Zeit ist es sehr heiß und das Wetter schafft mich heute irgendwie. Zurück im Hotel buche ich bei den netten Managern, die immer für einen kleine Schwatz Zeit haben ein, für morgen ein Taxi, um eine lange Tagestour zu machen.

Amber Fort, Jaigarh Fort und Nahargarh Fort

Wieder in einem schönen weißen Taxi, fahren wir zuerst zum Amber Fort, das auf einem kleinen Hügel nordöstlich von Jaipur liegt.
Am Fuße des Forts liegt der malerische Maota-See. Ein gewundener, steiniger Pfad führt zum Fort hinauf, bemalte und geschmückte Elefanten bringen auf ihm überwiegend rotgesichtige und blasshäutige Touristen schaukelnderweise nach oben, auch Japaner und Chinesen bevorzugen diese Art der Aufstiegs. Für die Fußgänger, in der Hauptsache Inder, gibt es eine Abkürzung, die den Elefantenpfad immer wieder schneidet, weshalb Vorsicht geboten ist. Ich reite gerne auf Elefanten, aber nicht hier in der prallen Sonne und schon gar nicht im Stil von geführtem Ponyreiten, Rüssel an Schwanz…
Das Fort selbst kommt einem eher vor wie ein Palast und beherbergt beeindruckende Besonderheiten. Am meisten angetan bin ich von der Siegeshalle mit der Spiegeldecke, den kleinen Spiegelkacheln an den Säulen und Bögen sowie den feinen Marmorreliefs, die Insekten und Blumen zeigen. Neben der Siegeshalle gibt es noch weitere Hauptbereiche: den Saal für öffentliche Audienzen, die Vergnügungshalle und die Frauengemächer. Lange Beschreibungen können ganz schön langweilen, wenn man nicht dabei war, weshalb ich einfach die Bilder sprechen lasse.

Ein weiterer Steinpfad führt etwas drei Kilometer zum Jaigahr Fort hoch. Die Hitze ist auf dem Höhepunkt und nach einem Kilometer komme ich zu einer Stelle, an der zum Glück Elektrokarren warten und mich für 70 Rupien nach oben bringen. Oben bekomme ich eine Führung durch das Fort, in dem eine der größten Kanonen Indiens steht. Für mich weniger interessant, weshalb ich mir die Gebühr von 100 Rupien nur fürs Fotografieren spare. Man hat einen wunderbaren Blick auf die umliegende Landschaft, Hügel umgeben Jaipur und unterhalb der Forts sieht man immer wieder kleine, privat angelegte Pools, in dem sich Menschen abkühlen.
Nach einem kurzen, nicht besonders leckerem Imbiss, treffe ich meinen Fahrer wieder, der den Weg über die Verkehrsstraße nehmen musste und auf einem Parkplatz auf mich wartet.

Der nächste und letzte Halt ist das Nahargarh Fort, auch „Abode of the Tigers“ genannt. Es handelt sich um ein rechteckiges Gebäude mit Innenhof. Zum Hof hin sieht man viele kleine Fenster im ersten Stock, teilweise mit Klappläden. Schmale Treppen führen zum Obergeschoss, das viele kleine Räume beherbergt.Entlang der Längsseite des Gebäudes ist ein umlaufender schmaler Gang, der von ein paar Türen unterbrochen ist. Die Fenster, die man von unten sieht, befinden sich hier auf Kniehöhe und sind oft winzig, so dass gerade mal ein Kopf hindurchpassen würde. An mehreren Stellen kommt man in einen Raum, an dessen Rückseite Fenster mit Klappläden sind. Zu beiden Seiten ist jeweils ein kleineres Zimmer; die Decken sind kuppelförmig. Weiter geht es auf das Dach, wo man ringsum Gruppen von Kuppeln sieht, eine größere in der Mitte und zwei kleinere links und rechts. Von hier oben hat man einen wunderbaren Blick über die Stadt, von Norden her kommt eine mächtige dunkle Wolke und zieht in die Richtung der jetzt tief stehenden Sonne. Kurz bevor die Sonne untergeht laufe ich zu einem Aussichtspunkt, wo ich ein kleines Schmuckstück finde: einen wunderschönen runden Steinpavillion, wunderbar  geeignet um den Sonnenuntergang zu genießen. Ein dazugehöriges Restaurant bietet Tee, Kaffee oder ein kaltes Getränk für 50 Rupien an, der Mindestverzehr, um dort sitzen zu dürfen. Ich bestelle mir einen heißen Tee und setze mich zu den anderen Sonnenanbetern. Während die Sonne sich in prächtigen Farben verabschiedet und das Panorama vor uns in ein wundervolles Licht taucht, lassen Kinder unten aus der Stadt ihre Drachen weit über unsere Köpfe steigen. Den Soundtrack dazu liefert der immerfort hupende Verkehr, bassverstärkte Musik sowie der Mix der Gesänge unzähliger zum Gebet rufender Muezzins. Obwohl wir hier fast 150 Meter über der Stadt sind, hört es sich an, als wäre alles gerade um die nächste Ecke. Tiger Palace Sundown Muezzin and City Singing

Doktor Galundia

Am Abend macht sich wieder mein „Delhi Belly“ bemerkbar und am nächsten Morgen ist es nicht viel besser, weshalb ich an der Rezeption nach einem Arzt frage. In der Nähe des Hotels gibt es einen Arzt, der auf Tropenkrankheiten spezialisiert ist. Im Wartebereich treffe ich zwei andere Westler, eine dritte liegt auf einem Bett und genießt gerade intravenöse Nahrung. Alle haben Fieber,sind blass und sehen überhaupt nicht gut aus. Nun bin ich an der Reihe, Puls – okay, Blutdruck – 95/55, Temperatur – zum Glück normal. Der Arzt erklärt mir, dass in der Gegend hier in Moment das Dengue-Fieber zuschlägt. Dass ich kein Fieber häufigsten zunächst mal ein gutes Zeichen, aber erst nach dem Bluttest und der Stuhlprobe wissen wir mehr. Zunächst werden mir ein paar Liter Infusionen einverleibt, anschließend werde ich mit fünf verschiedenen Medikamenten verabschiedet. Restprogramm für heute: schlafen, lesen, Doktors Leckerli futtern.
Das Blutergebnis am nächsten Tag ist nicht so berauschend, Entzündungswerte hoch, Hämoglobin absolut im Keller, auch andere Werte sind nicht oder gerade so im Grenzbereich – gar net schön! Also gibt es noch ein paar bunte Pillen mehr…
Von Tag zu Tag geht er es mir besser, so dass ich schon wieder kleine Touren machen kann. Die Stuhlprobe ist zum Glück negativ, aber ich werde mit Medikamenten für die nächsten vier Wochen versorgt, in der Hauptsache Mineralien und Vitamine, die mir fehlen. Zum Abschluss bekomme ich von ihm ein Bild mit ihm und er von mir 10 000 Rupees!

Der alte Mann und der Rollator
oder
Mixed emotions within meters

Ich fühle mich fit genung für eine kleine Tour in die Stadt. Es ist zwar heiß, aber trotzdem lasse ich die Rickshaws vor dem Hotel stehen und gehe zu Fuß. Der kürzeste Weg führt durch eine schmale Straße, die ich auch für die mehrmaligen Gänge zur Galundula-Kliniker oder für kleine Besorgungen nehmen musste. Fast jeden Tag sitzt hier ein älterer Herr, ich schätze ihn auf über siebzig, allein mit seinem klapprigen Rollator neben sich, auf einem Stuhl und schaut oder schläft.
Als ich das erste Mal vorbei laufe, grüße ich ihn natürlich. Scheinbar registriert er mich nicht. Nach ein paar Tagen des Vorüberlaufens blickt er mit einem kurzen Lächeln zu mir hoch und führt seine Hand Richtung Stirn, was ihn allem Anschein nach viel Kraft kostet. Eines Tages komme ich vorbei und sehe, wie er auf seinen Rollator gestützt, die Straße überquert. Er ist mitten auf der Straße, als von beiden Seiten Fahrzeuge anrauschen und wild hupen. Sie fahren direkt auf ihn zu und versuchen an ihm vorbei zu kommen. Schnell bildet sich ein Schlange hupender Vehikel. Ich eile zu ihm und stoppe die Fahrzeuge, die rücksichtlos versuchen sich vorbei zu quetschen. Eine junge Inderin in ihrem schicken neuen Maruti gestikuliert wild und ich lasse es mir nicht nehmen sie zu fragen, ob sie vielleicht blind ist und nicht sehen kann, dass dieser Mann eben ein paar Minuten braucht, um auf die andere Straßenseite zu kommen. Ein Motorradfahrer mit
Sozius nutzt eine Lücke und zischt hinter mir durch, wobei er mich hart mit seinem Spiegel am Ellbogen trifft. Ich habe eine 2-Liter-Flasche in einer Hand, blitzschnell revanchiere ich mich und treffe ihn im Rücken – ach wäre es doch mein Rattan-Stock gewesen!
Inzwischen ist die Tochter des Mannes aud dem Haus herbeigeilt, bedankt sich und führt ihren Vater heim.

Dies sind dann die Momente, in denen mich dieses Land ankotzt.

In derselben Straße sitzen gegen Abend in der Nähe ein paar Männer und spielen Karten. Sie müssen mich schon ein paar Mal gesehen haben.
‚Hello, Sir! Stop please, sit down, come, come!‘
Ich tue ihm den Gefallen und setze mich zu ihm und seinen drei Freunden. Er nimmt mich am Arm und grinst mich an ‚Now we show you the Indian Poker, look!‘, aus seiner Kehle entschlüpft eine heißeres, trockenes Lachen.
Ich schaue eine Weile zu, kann aber kein System erkennen und die Regeln verstehe ich schon gar nicht ‚Don’t worry! Make pictures, please!‘ Nacheinander muss ich sie fotografieren und sie lassen mich erst wieder gehen, nachdem ich mit ihnen ein paar Nüsse gegessen und einen Chai getrunken habe.

Dies sind dann die Momente, in denen mich dieses Land anrührt.

Jantar Mantar, Maha Hawal und Raj Mandir

Sightseeing ist also auf dem Programm. Zunächst das Observatorium, dessen Sanskritname ¨Magisches Gerät¨ bedeutet. Das Jantar Mantar ist eines von fünf Observatorien, die der Maharaja Jain Singh II zwischen 1724 und 1734 in Indien erbauen lies. Die Besonderheit dieser Observatorien ist, dass man durch Skalenvergößerung eine genauere Ablesbarkeit erreichte, die Europäer nutzen in der gleichen Epoche Feinmechanik bei kleineren Skalteneinteilungen – beides scheint gut funktioniert zu haben. Im Jantar Mantar steht das Samrat Jantar, die weltgröße Sonnenuhr, die 27 Meter aufragt und eine Genauigkeit von zwei Sekunden besitzt, eine der kleineren Sonnenuhren, gerade mal 2,50 m hoch, geht auf 20 Sekunden genau!
Der Rest der kleinen, teilweise skurril wirkenden Bauwerke dient zur Messung, Bestimmung und Vorhersage von Planetenbahnen, Eklipsen, Deklinationen, astropnomischen Höhen. Inzwischen wurde das Indien National Monumet von UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.

Das Maha Hawal inmitten der Stadt wurde 1799 erbaut, um den Haremsdamen zu ermöglichen Festumzüge, Prozessionen oder andere Feierlichkeiten mitzuverfolgen, ohne selbst hinter der 953 kleinen und kleinsten, wunderschön verzierten Gitterfenstern gesehen zu werden. Diese Fenster dienten auch zur ständigen Luftzirkulation, daher der Name ¨Palast der Wnde¨. Das aus rosa und rotem Sandstein erbaute Gebäude hat eine wabenartige Fassade und ist fünf Stockwerke hoch. Überall sieht man liebevolle Verzierungen und Details, meine Kamera wird entsprechend strapaziert. Der Windpalast beeindruckt mich sehr und ich stelle mir vor, wie es wäre hier zu übernachten – natürlich nicht alleine.

Ich habe genug gesehen und streune noch durch die Marktstraßen von Pink City, die leider nicht pinkfarbern ist.. Die Häuser sind vornehmlich in Terracottat gehalten, ab und zu geht es in Richtung Pink. Auf der Straße hält ein älterer Mann mich auf, schaut mich mit fast ungläubigem Blick an und spricht zu mir in einem aufgeregten Tonfall. Natürlich verstehe ich kein Wort und erwidere schlicht ‚Na hi Hinidi‘, worauf er meinen Arm nimmt und laut lachend Richtung Himmel zeigt. Dann nimmt er ganz vorsichtig seine Hand und streicht über meinen Tiger, schließlich nimmt er mich in den Arm und drückt mich!

Den Abend verbringe ich mit einem Neuseeländer und einem Australier in einem der prächtigsten Kinos Indiens, dem Raj Mandir. Wer glitzende Leuchter, verspiegelte Wände, die Farbe Rosa und überhaupt Kitsch liebt ist hier am richtigen Ort. Im Raj Mandir cinema starten die neuesten Film und für heute steht ¨BOSS¨ auf dem Programm. Der Streifen läuft ohne Untertitel, jedoch ist die Story so einfach, dass man die Essenz mitbekommt. Ich liebe die Art, wie die Inder einen Film anschauen. Immer wieder lautes Mitsingen bei den Tanzszenen (die Musik ist meist vor der Premiere auf dem Markt, logo), Gejohle wenn Frauen entsprechend in Szene gesetzt auftauchen und Freudensschreie, wenn der Filmheld eine ganze Horde von Bösewichten mit seiner Kampfkunst abfertigt (der Hauptdarsteller in diesem Movie ist tatsächlich aktiver Kampkünstler mit Schwarzgurt). Das ist so ansteckend, dass wir auch ganz gut abgehen…
Den Abend lassen wir dann mit einem Bierchen im Peacock ausklingen.

Freundschaft, Blockprinting und Schmuck

Mein Plan für heute ist das City Palace und wieder geht es zu Fuß drei Kilometer in die Pink City. Kurz vor meinem Ziel spricht mich ein Inder an und fragt, ob er kurz mit mir reden darf. Er hat mich schon gestern auf der Straße gesehen, aber sich nicht getraut mich anzusprechen, weil er weiß dass viele Touristen das ständige Anquatschen nervt. Als ich nun wieder vor seinen Augen aufgetaucht bin, hat er das als Zeichen genommen, dass es okay ist. Ich mag ihn vom ersten Moment an und lasse mich auf das Gespräch ein. Er interessiert sich dafür wo mein Tattoo gemacht wurde, wie lange es gedauert hat usw.; dann zeigt er mir seines und erklärt mir die Einzelheiten. Soweit ich das einschätzen kann, eine sehr gute Arbeit. Er lädt mich zu einem Tee ein. Wir gehen in einen Schmuckladen, der seinem Freund Sami gehört. Viney selbst ist Schmuckdesigner und arbeitet hier. Während dem Tee unterhalten wir uns über Musik, Movies und Spiritualiät. Mich beeindruckt vor allem Vineys Einstellung zu vielen Dingen. Er gehört zu dem neuen, jungen Indien, das aufgeschlossen, rebellisch und trotzdem die Traditionen repektierend eine Veränderung im System will.
Er fragt mich, was ich alles schon gesehen habe und was ich für heute vorhabe. Das City Palace ist weniger interessant als das was ich schon gesehen habe, nichts Neues. Falls ich mich für Blockprinting interessiere, könnte er mit mir zu einer Werkstatt fahren, wo man sehen kann wie das funktioniert. Ja, natürlich! Das habe ich auf meinem ¨Programm¨. Wir nehmen eine Rickshaw und nun erfahre ich direkt, wie die Ausländer ausgenommen werden. Der Fahrer nennt einen Preis und Viney reagiert ungehalten ‚Come on, what’s that. He is not a Tourist, he’s a friend of mine! Normal price, Baba, please!‘ und dann werden wir für unglaubliche 60 Rupien zur Werksatt gefahren, die außerhalb der Stadt liegt.
Dort angekommen gibt es erst einmal den obligatorischen Tee, danach wird mir an einem Stück Stoff gezeigt, wie Blockprinting funktioniert, worauf man beim Arbeiten achten muss und vor allem an welchen Details man manuellen Blockdruck vom maschinellen untescheiden kann. Im Laden werden mir dann verschiedene Sachen gezeigt und natürlich wird mir versucht etwas zu verkaufen, jedoch habe ich schon genung. Was mich interessiert sind ein paar Hosen, die mir aber nicht gefallen. Von anderen Kunden bekomme ich mit, dass hier maßgeschneiderte Kleidung zu haben ist, woraufhin ich mir ein paar Stoffe zeigen lasse und mir zwei Hosen und zwei langärmlige Hemden machen lasse. Man nimmt hier und da Maß an mir und verspricht mir die Ware bis morgen. Noch einen Tee und Blockprinting für die Kamera. Anschließend unterhalte ich mich mit dem Besitzer über Hilfsprojekte und Gemeinnützigkeit. Da er auch Waren aus Seide verkauft, frage ich ihn, ob er interresiert wäre mit dem verkauf von Seidenschals ein Lepradorf zu unterstützen. Wir verabreden uns für den nächsten Tag, wenn ich meine neuen Kleider abhole.
Mit Viney fahre ich zurück zu Osho’s Gem Shop, so der Name des Ladens, hören noch mit Sami Musik, während wir uns ein Bierchen genehmigen.

Am nächsten Tag bin ich am Nachmittag mit meinen Schals zum Ethnic Textile Shop. Erst einmal natürlich Tee, dann wird die Ware von einem Mitarbeiter untersucht.
‚No silk, cotton‘
‚Yes silk, burn it please‘
Er nimmt einen Minifaden, verbrennt ihn und wieder
‚No silk‘
‚Give me the lighter, please‘
Ich nehme einen längeren Faden, halte das Feuerzeug dran und verreibe zuerst die Asche und dann lasse ich ihn daran riechen
‚Yes, silk‘
Sein Chef sitzt die ganze Zeit neben uns und nun lacht er trocken
‚See, you can’t fool him. He knows about silk!‘
Ich überreiche ihm einen Flyer und lasse mir seine Visitenkarte geben. Leider sind meine Sachen wegen eines Stromausfall noch nicht fertig, man besorgt mir eine Rickshaw und ich fahre zurück in die Stadt und suche Viney auf. Aus einem Impuls heraus frage ich ihn, ob er für mich einen Anhänger entwerfen kann. Er zeigt mir ein paar Sachen und ein kleiner blauer Stein, Lapislazuli, hat es mir angetan. Ganz schlicht soll es werden, kein großer Schnickschnack. Viney stellt mir noch ein paar Fragen, um eine Idee zu bekommen was mir gefallen könnte. Morgen wird der Anhänger fertig sein und ich freue mich schon darauf. Anschließend fährt mich Viney diesmal mit seiner Enfield zum Ethnic Shop, meine Sachen sind fertig. Die Sachen sitzen perfekt, sind total bequem und sehen dabei fein aus. Beim Bezahlen gibt es erst noch Diskussionen wegen der hohen Gebühr für das Bezahlen mit Kreditkarte, bis schließlich der Chef persönlich erscheint
‚We will make profit in the future with those scarfs because of him, so give him the fee as a discount!‘
Anscheinend ist er tatsächlich richtig an einem Geschäft mit Little Flower interessiert!

Am Tag darauf hole ich meinen Anhänger ab und ich bin total überrascht. Viney hat einen größeren Lapislazuli genommen und die Einfassung hat jetzt doch etwas Schnickschnack, aber der Anhänger sieht wunderschön aus. Er hängt ihn mir um, und ich betrachte mich im Spiegel. Whow, perfekt! Gute Arbeit! Wir gehen noch gemeinsam Essen, verabschieden uns dann und tauschen Telefonnummern aus – es ist mein letzter Abend in Jaipur.

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