Kovalam 30.12.13 – 8.1.2014

Am darauf folgenden Morgen miete ich ein Taxi und lass mich ganz bequem durch schöne Landschaften die achtzig Kilometer nach Kovalam fahren. Der Fahrer ist angeblich der Bruder des Agenten, mit dem ich den Deal abgeschlossen habe.

‚A very good driver, Shanti Shanti!‘

Nun ja, am Ortsausgang fährt er gleich mal in die falsche Richtung (es gibt neben Kanyakumari ein zweites Kovalam, gerade mal drei Kilometer entfernt!) und muss an einem Teestand nach dem Weg fragen. Mich stört das wenig, das Zimmer im Sea Flower ist reserviert und mit dem Agenten wurde für die Fahrt ein Fixpreis, umgerechnet 22 €, ausgehandelt. Soll er sich ruhig verfahren, dann sehe ich eben mehr vom Land! Alle paar Minuten hält der Fahrer und fragt, wo es nach Kanyakumari (!) geht. Kovalam, Kovalam! Zweimal verbessere ich ihn und dann ist es mir wirklich Wurst! Auf dem Rücksitz halb liegend lasse ich die Dörfer, Städtchen und Felder an mir vorbeiziehen. Ab und zu sehe ich schrill bunte Kirchen, manchmal mit einer Art Krippe davor und viel Watte, die wohl Schnee darstellen soll. Zweieinhalb Stunden dauert die Fahrt und unterwegs ruft das Hotel an, um dem Fahrer den Weg zu erklären, netter Service.Im Sea Flower nimmt mich der Besitzer erst mal in die Arme (?), leider gibt es nur Zimmer mit AC und Meeresblick für 1 500 Rs. Er kann mir jedoch ein Zimmer bei seinem Freund nebenan besorgen. Good Morning heißt die Unterkunft, liegt um die Ecke in einer ruhigen Gasse und zum Strand sind es auch nur zwei Minuten. Okay, hier ist auch Hochsaison, das Zimmer kostet 900 Rs, hat einen sehr geräumigen Schrank (endlich mal), eine Küche, ein großes Bad und eine Veranda vor der Tür. Gebongt!Mein Nachbar, der die gleiche Veranda benutzt, heißt Alex und stammt aus der Ukraine, in die er nicht mehr zurück will. Alex hatte eine Firma in der Ukraine, die sich mit Umwelttechnik befasste. Er hat schon mehrere Erfindungen gemacht, die er aber nicht der ukrainischen Mafia überlassen will. Einige Entwürfe zeigt er mir auf seinem Laptop, darunter ein Kühlungssystem, effektiv und energiesparend oder eine kleine Windkraftanlage, kaum einen Meter hoch, arbeitet bei geringsten Windstärken und ist völlig geräuschlos. Am liebsten würde Alex in Indien bleiben und hier sein Geschäft aufbauen, aber die Jungs hier lassen sich nicht so leicht von seinen Ideen überzeugen und nutzen lieber das, was sie kennen. Mit Alex trainiere ich morgens am Strand und bringe ihm etwas Stockkampf bei – Juhu, ein Schüler!

Mein Tagesrhythmus sieht ungefähr so aus:

  • Aufstehen zwischen sieben und acht
  • Wasser trinken
  • Stocktraining
  • Wasser trinken
  • Schwimmen
  • Wasser trinken
  • Spaziergang in der Morgensonne zwecks Hautbräune
  • Wasser trinken
  • Duschen
  • Frühstück
  • Wasser trinken
  • Rumhängen, Leute kennenlernen und quatschen
  • Irgendwann was kleines essen – Bananen, Orangen, Ananas…
  • Wasser trinken
  • Kleine Touren, Shopping, Fotoshooting
  • Schwimmen
  • Wasser trinken
  • Abendessen und anschließend im Spoonbill, meiner Lieblingskneipe rumhängen – dort gibt’s geile TeesWasser trinken
  • Zwischen elf und zwölf Matratzen horchen

Unerwartetes Wiedersehen

Manchmal geht es nur um Augenblicke, ob du jemanden triffst oder verpasst.Eigentlich möchte ich mal wieder etwas günstiges bzw. etwas anderes frühstücken als die letzten Tage und kann mich nicht so recht entscheiden wohin. Oder erst noch ein bisschen am Strand entlang? Dann siegt der deutsche Gaumen, möchte den guten Cream Cheese. Und das Verdauungssystem schreit nach dem herrlichen Brown Bread. Ja gut, der Kreislauf will auch noch was, schwarzen Tee. Okay, was willst da machen, ich geb mich geschlagen und schlendere wie üblich zur German Bakery, gehe die Treppe hoch und suche einen Platz – ich stocke. Da sitzt ein Typ und glotzt mich genauso ungläubig an wie ich ihn!’Ne, das is jetzt nicht wahr, oder? Scheiße Mann, was machst DU denn hier?’Wir nehmen uns in die Arme, sechs Jahre ist das her. Banyolés, im Arlequi, 2008! Gareo, der verrückte Vogel! Sofort ist die Verbindung wieder da und wir tauschen unsere Geschichten aus… Wir verbringen zwei Tage zusammen, dann geht es für mich zu meiner nächsten Station. Goa. Abschied von ein paar Leuten: Gita, meine Henna Tattoo Queen; Alex aus der Ukraine, mein Nachbar links; Maya aus Zürich, meine Nachbarin rechts; Marianna aus der Slowakei, Schülerin von Gareo und natürlich von Gareo, meinem Überraschungsbesuch vom Bodensee. Goa wartet – in verschiedener Hinsicht. Zu Neujahr gab es viele Antworten auf meine Grüße an Leute, die ich während meines Trips getroffen habe. Nun sind einige von ihnen in Goa und möchten, dass ich sie besuche. Tanya, die Künstlerin aus Sibirien, die eine Exhibition in Arambol hat; Conny und Lothar, die in Vagator hausen und später nach Palolem fahren; Barbara, Declaan und Anna aus Madikeri, die Mitte Januar nach Palolem kommen und dann noch Steffen, mein Schoko-Schamane, den ich in den ersten Wochen in Bodh Gaya getroffen habe, ebenfalls Palolem. Tja, und eine sehr gute Bekanntschaft aus Berlin, die damals mein erster Kontakt in Varkala war (einen Steinwurf von Kovalam entfernt) und mich zum nächsten Ort schickte (sehr wichtig, aber eine sehr lange Geschichte…) schreibt mir gerade, dass ich unbedingt einen Inder in Arambol treffen muss, zu Sicherheit hat sie uns gleich mal in Facebook verbunden! Gründe genug? Yes, I’m coming!!!