Baile an Tí Mhóir – Baltimore

30.  – 31. Mai

Erneut steige ich in einem Motel6 ab, das hier im nördlichen Teil der Stadt liegt. Abends war ich noch zu einem Crêpes um die Ecke. Die Bude wird von zwei jungen Burschen geführt. Klein, hübsch, mit französischem Flair eingerichtet und von einer Wand lächelt mich Marilyn an!
Ich beschließe noch eine Nacht hier zu verbringen und mache mich erst einmal auf, das Hafengebiet zu erkunden. Gute Entscheidung! Der Hafen ist echt hipp, historische Schiffe liegen vor Anker, Straßencafés, überall läuft Musik, entspannte Leute flanieren um das rechteckige Hafenbecken. Das geilste ist das ehemalige Kraftwerk an der Nordseite, ein roter Backsteinbau türmt sich 50 Meter hoch auf, eine riesige Gitarre ziert das Dach. In dem Gebäude sind mehrere Restaurants und Cafés untergebracht, unter anderem das Hard Rock Cafe, in dem ich tatsächlich etwas Vegetarisches finde. Das absolute Highlight in dem Gebäude ist aber der zweistöckige Bookstore, dessen Inneres eine Überraschung bietet. Die ursprünglichen Rohre, Lüftungen, und Eisenträger wurden belassen. Frisch gestrichen in Karminrot passt das gut zu den dunkelbraunen Bücherregalen. Auf zwei Etagen findet man alles was das Leserherz begehrt, es gibt im Obergeschoss ein Café mit Außenbereich und man sieht viele Leute, die während dem Kaffeeschlürfen gemütlich in Büchern oder Zeitschriften blättern.

Die Promenade um den Hafen lädt zum Flanieren ein und ich muss sowieso auf die andere Seite. Mein nächstes Ziel ist das American Visionary Museum Of Art, in dem abgefahrene, verrückte und revolutionäre Objekte ausgestellt sind. Mit dem Stadtplan in der Hand mache ich mich auf den Weg und suche das Gebäude, aber  der Plan ist etwas ungenau. Eine Angestellte der Stadt sieht wie ich ratlos mit der Karte in der Hand dastehe und spricht mich an. Diese Helfer stehen hier überall und sind zu Fuß, mit dem Rad oder mit dem Segway unterwegs. Jessica macht ihren Job erst seit ein paar Tagen, aber wo das AVMOA  ist kann sie mir sofort sagen. Jessica fragt wo ich herkomme und so bleibe ich eine Weile bei ihr stehen und erzähle von meinem Sabbatical, welche Länder und Orte ich besucht habe und was mich hierherführt. Zur Erinnerung hätte ich gern ein Bild von ihr, aber sie lässt sich nicht gerne fotografieren. Dafür schießt sie eines von mir, dass erste hier in den Staaten, das jemand Fremdes von mir macht.

Das AVMOA ist schon von außen ein schräges Gebäude. Im Innern sind auf drei Stockwerken futuristische, kitschige, avantgardistische, provokante und revolutionäre Objekte zu sehen. Zwei Stunden gehe ich auf und ab und kennzeichnen kaum satt sehen (weiteres siehe www.american…).

Auf dem Weg zurück zum Motel finde ich die Zugangsstraße wegen eines Hip-Hop-Konzertes abgesperrt vor, weshalb ich einmal um den ganzen Block herumfahren muss. Ich bekomme noch den Schluss mit und entdecke auf der abgesperrten Straße zwei bunte, umgebaute Linienbusse, einer mit Schnellimbiss, der andere mit Second-Hand-Klamotten. Eine zeitlang mische ich mich unter die Leute, bevor ich ins Hotel gehe, um zu packen.

Am nächsten Morgen nehme ich in der Nähe des Motels in einem alternativen Bookstore mit Café mein Frühstück ein. Zu meiner Überraschung gibt es feinen Schwarztee und vegane Burger, lecker!
Als ich zu meinem komme, finde ich es rundherum zugestellt mit Krankenwagen und Feuerwehrfahrzeugen. Mein Dodge steht direkt vor einem Center für Obdachlose, vermutlich ist dort ein Notfall und es dauert eine Weile bis jemand kommt, um mir eine Lücke zum Wegfahren zu schaffen.

Nächster Stop: Washington!