Bodhgaya 7.10.2013 – 10.10.2013

Es wird 22.30 Uhr bis ich in Gaya ankomme, trotzdem ist der Bahnhofsvorplatz voll mit Rikshawfahrern, die mich sofort umschwirren. Es sind ungefähr 15 km bis nach Bodhgaya und so bin ich zufrieden, dass ich die Fahrt für 250 Rs bekomme. Wir kommen kurz nach 23 Uhr in Mohammad’s Guest House in Bodhgaya an. Die beiden Fahrer wollen mich in der Ortsmitte aussteigen lassen und es gibt eine lange Diskussion (wieder einmal…) und ich hab keine Lust das hier auch noch zu verschriftlichen. Das Guest House liegt etwas außerhalb vom Zentrum, es hat geregnet und die schmale, glitschige Gasse liegt völlig im Dunkeln. Der Hausverwalter Mo ist mit einer großen Taschenlampe bewaffnet und leuchtet mir den Weg. Ich bin dann sehr überrascht über mein Zimmer, das für 300 Rs sehr gut ausgestattet ist. Marmorfliesen, großes Doppelbett mit sehr guter Matratze, moskitosichere Fenster, blitzsauberes gefliestes Bad, Dusche mit kräftigem Strahl und heißes Wasser rund um die Uhr.

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Ich bin müde, durstig und vor zwei allem hungrig und ich frage Mo, ob es noch Sandwiches oder ähnliches gibt, aber er schüttelt den Kopf. ‚Nothing in Fridge, kitchen closed – but I can make you a quick noodle soup‘! Während ich mich einrichte und eine heiße Dusche nehme, werkelt Mo in der Küche und serviert mir dann eine köstliche Suppe, dickflüssig mit allem erdenklichen Gemüse, lecker lecker! Nach den langen Strapazen esse ich gierig, als hätte ich nie eine bessere Suppe genossen. Danach lege ich mich ins Bett unds schlafe auf der Stelle ein.

Dorfleben

Gegen 7.00 Uhr wache ich auf und steige erst einmal auf die Dachterrasse, ringsherum stehen einfache Häuser sowie Strohhütten und in den Gassen herrscht ein reges Treiben; es wird Tee gekocht, Teig für Chapatti zubereitet, Holz für die Feuerstellen gehackt, das Haus ausgefegt, der Weg vor der Wohnung mit Wasser besprengt, Hauswände gestrichen, Strohdächer erneuert, Wäsche gewaschen, Decken auf dem Dach gelüftet, genäht, geflickt und gestritten.P1050906 P1050898 P1050897

Kinder führen Schafe oder Ziegen durch die Gassen, ein junges Mädchen tanzt mit einem Baby fröhlich lachend im Kreis, Männer machen sich auf den Weg zu ihrer Arbeit, kleine Jungs treiben mit Stöcken Reifen vor sich her, Hunde jagen Katzen – Dorfleben pur.P1050948

Kinder in Bodh Gaya

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Als ich später auf dem Weg zur Tempeltour durch Miya Bigha, so heißt das Dorf, laufe werde ich nicht besonders beachtet, kein ‚Hello, where you from?‘, keine Kinder, die einem hinterherlaufen und betteln, niemand der mir etwas verkaufen will. Aber sie sind nicht unfreundlich und beantworten mein ‚Namaste‘.

Ich fühle mich gleich am ersten Tag wohl in Bodhgaya. Die breiten Straßen und die Weite der Natur sind eine Wohltat noch der Enge und Hektik in Varanasi. Gleich am ersten Abend werde ich, auf der Dachterrasse den Tag ausklingen lassend, mit einem wunderschönen Sonnenuntergang zur Nacht verabschiedet.P1050902 P1050901

Tempel, Klöster und Statuen

Wahrscheinlich kennt so ziemlich jeder die Geschichte von Prinz Siddhartha Gautama, der unter einem Feigenbaum sitzend zur Erleuchtung kam. Über 100 Jahre nach Gautamas Tod, verehrte Ashoka, der im 3. Jhd. v. Chr. einen Großteil von Indien beherrschte, diesen Baum. Seine Frau war wohl eifersüchtig auf den Bodhibaum und vergiftete ihn mit giftigen Dornen. Ashokas Tochter Sanghamittaer fand die Tat ihrer Mutter nicht angemessen und brachte einen Ableger des Sri Maha Bodhi, wie man den Baum nannte, nach Sri Lanka. Der heutige Feigenbaum im Mahabodhi-Tempel ist ein Ableger dessen. So zumindest die Geschichte…

Außer diesem Tempel gibt es eine Vielzahl verschiedenster Klöstern und Tempeln, manche bunt und reich verziert, wie zum Beispiel der Tibetian-Karma-Tempel, andere dagegen, so der Indosan-Nipponji-Tempel, japanisch einfach und schlicht. Am meisten beeindruckt mich jedoch der Royal-Bhutanese-Tempel, außen und innen sehr bunt, aber für meinen Geschmack in angenehmen Farben, weist dieser Tempel mit einer Besonderheit auf. Von weitem wirken die Motive sehr lebendig und erst aus einer gewissen Entfernung erkennt man, dass die religiöse Szenen an allen Seitenwänden dreidimensional eingearbeitet sind.

Hier eine kleine Auswahl der für mich interessantesten Tempel:

Tibetian Karma Temple

Tibetian KarmaTemple3 Tibetian KarmaTemple1 Tibetian KarmaTemple11 Tibetian KarmaTemple12 Tibetian KarmaTemple5 Tibetian KarmaTemple4 Tibetian KarmaTemple6 Tibetian KarmaTemple8 Tibetian KarmaTemple7 Tibetian KarmaTemple10 Tibetian KarmaTemple13 Tibetian KarmaTemple2 Tibetian KarmaTemple14

Indosan Nipponji Japanese TempleIndosan Nipponji Japanese Temple2 Indosan Nipponji Japanese Temple3 Indosan Nipponji Japanese Temple5 Indosan Nipponji Japanese Temple4 Indosan Nipponji Japanese Temple1Royal Bhutanese TempleRoyal Bhutanese Temple1 Royal Bhutanese Temple2 Royal Bhutanese Temple3 Royal Bhutanese Temple11 Royal Bhutanese Temple10 Royal Bhutanese Temple4 Royal Bhutanese Temple6 Royal Bhutanese Temple5 Royal Bhutanese Temple8 Royal Bhutanese Temple7 Royal Bhutanese Temple9Royal Bhutanese Temple13 Royal Bhutanese Temple12

Ich mache mich frühmorgens um 8.00 Uhr auf, um mir ein paar Tempel anzuschauen, außer Obst- und Gemüsehändlern, Rikshawfahrern, Bettlern und ein paar Mönchen ist kaum jemand unterwegs. In den Tempeln ist noch niemand zu sehen und ich kann mir, so wie ich es mag, alles in Ruhe anschauen.
Meine erste Station ist die 25 Meter hohe Buddhastatue am Ende der Tempelstraße, die der Dalai Lama im Jahr 1989 enthüllte. Obwohl aus Stein, wirkt die Statue sehr lebendig und strahlt eine friedliche Ruhe aus.

Giant Buddha Statue1 Giant Buddha Statue3 Giant Buddha Statue2 Giant Buddha Statue5 Giant Buddha Statue4 Giant Buddha Statue6Ich nehme mir viel Zeit, um die zehn kleineren Statuen, die auf drei Seiten um den Buddha aufgestellt sind, genau zu betrachten. Sie sollen Jünger von Buddha darstellen, wobei jede Skulptur eine unterschiedliche religiöse Geste zeigt. Einige Finger- und Handhaltungen erinnern mich an Szenen meines Pantomime-Lehrers Peter Makal, andere an die Tanzdarbietung von Ramli Ibrahim, den ich vor vier Jahren in Puri kennenlernte. Leider sind mir die Bilder der Jünger abhanden gekommen…Giant Buddha Statue7Nach zwei Stunden habe ich genug gesehen und gehe noch ein bisschen durch die äußeren Bezirke von Bodhgaya und komme an einer Schule vorbei in der lautstark und singend im Chor gelernt wird. Ich höre eine Weile zu und halte einige Minuten mit dem Diktiergerät fest – schönes Spielzeug! (School Bodh Gaya)

Mönche, Freunde und Wohltäter

Ich habe es heute langsam angehen lassen und komme relativ spät am Mahabodhi Tempel an, es ist heiß und am Eingang zum Tempel bekomme ich mit, wie Besucher wieder weggeschickt werden, weil sie ihre Smartphones und Mobiltelefone in der Tasche haben. Außerdem braucht man ein extra Ticket. wenn man fotografieren will, ach ja – und keine Schuhe hier vor dem Eingang hinterlassen. Der Ticket Counter ist am Beginn der Allee und jetzt müsste ich sie wieder ganz zurücklaufen, Tickets besorgen, Kamera-Token bezahlen, Schuhe abgeben und wieder barfuß die aufgeheizte Allee zurück und irgendwie hab ich dazu null Bock. Also setze ich mich in der Nähe des Eingangs auf ein niedriges Mäuerchen und beobachte die vorüberziehenden Menschen.Mahabodhi Temple7

Tibetische Mönche, Sadhus, indische Familien, lärmende Schulklassen mit ihren gestresst dreinblickenden Lehrern (ha!), langhaarige Westler in abgerissener Kleidung, japanische Ehepaare (er im schwarzen Anzug mit Sonnenbrille, sie im typisch schwarz-weißen Kostüm mit Mundschutz, weißen Handschuhen und dem obligatorischen schwarzen Sonnenschirmchen), große Gruppen indischer Frauen in wundervollen, glitzernden Saris, über und über behängt mit Gold am ganzen Körper, sowie ganz normale Touristen wie mich – was sonst…
Nach einer Weile setzen sich zwei junge Inder neben mich, beginnen eine zwanglose Unterhaltung über Gott und die Welt, erzählen mir ihren Traum von einem besseren Indien, in dem alle indische Kinder die gleichen Zukunftschancen haben und laden mich schließlich ein, ihr Dorf auf der anderen Seite des Flusses zu besuchen. Dort befindet sich auch eine kleine Schule, die die beiden Studenten unterstützen. Wir machen zunächst einen kleinen Spaziergang durch ein paar Seitenstraßen, nehmen Abkürzungen im Zickzack-Kurs und am Ende einer Sackgasse schlüpfen die Jungs durch eine niedrige Holzkklappe. Kurz schießt mir der Gedanke durch den Kopf ‚Du gutgläubiger Idiot, jetzt wirst ausgeraubt!‘, aber ich vertraue wieder mal meinem Bauchgefühl und krieche ebenfalls durch. Auf der anderen Seite erwartet mich ein kleiner Ghat an einer Flussbiegung mit einer herrlichen Aussicht auf die umliegenden Hügel. Surya und sein Freund zeigen mir einen kleinen Tempel, in dem gerade Vorbereitungen für die Durga Puja getroffen werden, sowie einen Stall mit einem Arbeitselefanten. Der weitere Spaziergang führt uns entlang des Flusses Fulga bis zur Sujata-Brücke, die zum gleichnamigen Dorf führt.Landschaft10 Landschaft9 Landschaft8

Dort schlendern wir vorbei an einfachen Hütten und parzellierten Feldern, auf denen fleißig gearbeitet wird. Ich sehe Gobi (Blumenkohl), Eggplants (Aubergine), Cucumber ( Gurke ), Lady Fingers (Okra) und einige, die ich nicht mit Namen kenne.Landschaft7 Landschaft6 Landschaft5 Landschaft4 Landschaft3 Landschaft1 Landschaft2

Wir kommen am der Schule vorbei und ich werfe einen Blick in die Klassenzimmer – eng, dunkel, manche ohne Tische und Stühlen, Ausstattung gleich null.Wohltäter1 Wohltäter3 Wohltäter2

Schließlich werde ich von Surya eingeladen, in seinem Haus einen Chai zu trinken. Wir sitzen auf der Dachterrasse und er erzählt mir von der Schule. Alle Menschen, die ein gutes Herz haben sollten Kinder- und Schulprojekte unterstützen. Falls ich helfen will, wäre er froh, wenn ich etwas Geld geben könnte. Ich frage ihn nach Prospekten, Flyern. Website usw., leider Fehlanzeige und Kontonummer gibt es auch keine, ‚Cash is better, you know, Government tax and so on…‘. ‚No, I never give cash and I like to know exactly to which organisation I spend my money!‘ Eine unangenehme Pause entsteht, der Tee ist alle und es wird auch schon dunkel. ‚Sorry, but now I wann go back to my hotel!‘. Surya und sein Freund wollen mich schnell nach Bodh Gaya zurückbringen und das geht am schnellsten mit dem Motorrad. Also schwingen wir uns zu dritt auf das Zweirad und düsen zurück.Wohltäter4 Wohltäter5

Surya möchte mit mir morgen eine Tour zu den Höhlen machen, in denen Buddha wochenlang fastete und meditierte. Er würde mir das gerne zeigen und er verspricht mir, nicht mehr über Geld zu reden. Okay, mal sehen.

Abends schlendere ich durch den Ort und treffe einen jungen Mönch, der mich unbedingt zum Tee einladen möchte. Gut warum nicht. Er ruft noch zwei Freunde herbei, einen weiteren Mönch und einen Studenten. Wir landen in einem kleinen Restaurant – ich dachte, es geht zu ihnen ins Kloster oder so – nun ja, zumindest ist dann auch klar, wer wen einlädt! Im Verlauf unserer Unterhaltung reden wir über die von der Gesellschaft Benachteiligten und über die enorme Bedeutung von guter Erziehung und Bildung – aha, dreimal raten was jetzt kommt…! Ich nehme ihnen den Wind aus den Segeln ‚I guess you support poor children that they can go to school and your next question is about money, am I right?‘ Ich bezahle den Tee und mache mich auf den Weg. Betroffenes Schweigen, doch die Jungs geben nicht auf. Der Student will mich für morgen zum Bier einladen ‚Don’t worry, I’ll pay!‘ ‚Don’t like beer‘ ‚Okay, I know good place for Whiskey‘ ‚Don’t like Whiskey‘ ‚Then redwine‘ ‚Don’t like any kind of alcohol!‘ Bevor ich mich   für die nette Unterhaltung bedanke, echauffiere ich mich noch etwas bezüglich Mönche, Alkohol, Bodh Gaya und was sie eigentlich glauben warum ich hier sei, wegen Bier und Whiskey? Dann wünsche ich ihnen noch einen guten Abend und gehe noch zu einem zwei Kilometer entfernten Luxushotel, weil ich von dieser ganzen scheinheiligen Bettelsch… genug habe und bestelle: mein teuerstes Bier ever in India!!! Es ist schon sehr spät geworden und Bier ist, wenn überhaupt, nur noch hier zu bekommen. Eine halbe Stunde später ruft mich Mo an, er macht sich Sorgen und will wissen wo ich bleibe ‚Be careful, don’t go alone through town so late in night! ‚ ‚Don’t worry, I’m back in 15 Minutes!‘ Mo ist einer von der Sorte Mensch, die seine Job sehr ernst nehmen! Immer um das Wohl der Gäste besorgt und nicht nur das Dollar/Eurozeichen vor Augen! Ich bin sehr dankbar, hier bei ihm gelandet zu sein! Am nächsten Morgen habe ich ein langes Gespräch mit Mo. Ich erzähle ihm von den Wohltätern und Mönchen. Er kennt die ganzen Geschichten; die Schulen existieren und auch die Kinder, aber das Geld, das die Typen einsammeln geht zum Großteil in ihre eigenen Taschen und bei den Mönchen ist es sogar so, dass das Geld erst mal komplett bei ihrem Kloster landet und dann … who knows! Er empfiehlt mir, auf keinen Fall Geld zu geben. Direkt in den Schule helfen wäre eine bessere Möglichkeit. Wir wechseln das Thema und Mo erzählt mir von seinem Dorf und von seinen Kindern, denen er eine gute Schulbildung ermöglicht und hart dafür arbeitet. Einmal im Jahr nimmt er sich ein paar Tage Urlaub und zwar an Weihnachten. Er und seine gesamte Verwandtschaft sind Christen, aber er möchte nicht, dass sein Chef Mohammad das erfährt.

Ich mache mich auf, um heute endlich den Mahabodhi-Tempel zu besuchen und treffe unterwegs meine Mönche von gestern Abend. Sie grüßen mich kurz, schauen schnell weg und gehen dann in eine andere Richtung.
Im Tempel herrscht Hochbetrieb, viele Mönche liegen auf Gebetsmatten auf den vielen kleinen Grasflächen um den Tempel herum und rezitieren ihre Mantras, und ein ständiger Strom von Besuchern ist am Kommen und Gehen. Ich mache mich gleich auf zum „Heiligen Baum“, unter welchen man sich jedoch nicht setzen kann. Zum einen ist am Fuß des mächtigen Stammes ein kleiner Altar zum anderen ist der Bereich so abgesperrt, dass man dem Baum überhaupt nicht nahe kommen kann, auch nicht den ausladenden Ästen. Sicherheitsleute passen auf wie ein Luchs, dass sich ja niemand am Baum vergreift. Vor kurzem haben hier Mönche kleine Zweige abgeschnitten, um sie für gutes Geld an reiche Touris zu verkaufen. Hinter der ganze Geschichte steckte jedoch einer der Vorsteher des Tempels! Very, very holy!Mahabodhi Temple6 Mahabodhi Temple5 Mahabodhi Temple4 Mahabodhi Temple1 Mahabodhi Temple2 Mahabodhi Temple3Bodhi Tree

Ich schieße ein paar Bilder und plötzlich bin ich sehr müde und denke nur noch an mein Bett, weshalb ich den Besuch abbreche. Draußen treffe ich Surya, der wegen der Tour zu den Höhlen auf mich wartete, aber ich fühle mich schwach und fiebrig und wimmele ihn ab. Zu Hause falle ich ins Bett, schlafe aber nur kurz, weil mich ein dringendes Bedürfnis weckt. Das geht dann den ganzen Tag und gegen Abend frage ich Mo, ob er mir einen Toast oder etwas Reis bringen kann. Nach kurzer Zeit kommt er mit einer Medizin zurück ‚Just one pill, tomorrow feeling better. Don’t worry, cleaning process!‘, die ich dann auch einnehme. Am nächsten Morgen bin ich fit für meine Tour zu den Höhlen, wofür mir Mo eine Rickshaw zu einem vernünftigen Preis besorgt hat.

Die Fahrt zu den Höhlen führt zunächst entlang des Flusses Fulga, wo Frauen Wäsche waschen und Männer geduldig mit ihren Angeln auf einen Fang waren oder übermütige Jugendliche ein Bad genießen, natürlich in voller Montur. Gemüse- und Reisfelder wechseln sich ab, im Hintergrund liegen, in der Sonne strahlend, die felsigen Hügel. Kaum hupend und Hindernissen geschickt ausweichend tuckert mein Fahrer behutsam über die belebte Landstraße, bis es nach 20 Minuten rechts in eine Nebenstraße abgeht. Nun fahren wir durch mehrere kleine Dörfer, in denen hauptsächlich Lehmhäuser stehen, aber auch einige Steinhäuser sowie Strohhütten. Immer wieder sieht man an allen möglichen Wänden und Mauern zum Trocknen angebrachte Kuhfladen.Buddhas Höhle1 Buddhas Höhle4 Buddhas Höhle5 Buddhas Höhle3 Buddhas Höhle2 Buddhas Höhle23 Buddhas Höhle24 Buddhas Höhle25

Nach weiteren 20 Minuten kommen wir am Fuße des Hügels mit dem heiligen Höhlen an. Es wird ein steiler Aufstieg, jedoch ist die Strecke dann kürzer als sie zunächst erscheint.Buddhas Höhle19 Buddhas Höhle6

Die Höhlen selbst sind dann recht unspektakulär, aus einer wurde ein kleiner Tempel gemacht, der praktisch von Felsen umgeben ist, die andere übersieht man fast: eine kleine rechteckige Öffnung, zu der man sich bücken muss, dahinter erst mal Schwärze. Nach und nach erkennt man im Licht von schwach fackelnden Kerzen einen kleinen Schrein im Hintergrund, zwei Mönche singen Mantras. Eine Weile schaue ich mich um und entdecke in einem der Tempel zum ersten Mal Swastika-Zeichen, die sowohl links- als auch rechtsläufig sind. Bisher hatte ich das noch  nie in Indien gesehen. Buddhas Höhle7 Buddhas Höhle10 Buddhas Höhle11 Buddhas Höhle12 Buddhas Höhle8 Buddhas Höhle13 Buddhas Höhle14

Anschließend setze ich mich draußen auf eine Steinbank, höre eine Weile den noch immer singenden Mönchen zu (Monks in Bodh Gaya Cave singing Mantras) und schaue in die Ferne. Ein einsamer weißer Hund tut es mir gleich. Ob er jedoch ebenso zuhört, erschließt sich mir aus seiner Körperhaltung her nicht. Der Blick in die Ferne und die Ruhe tuen gut. Schließlich weht der Wind leise das Hupen der Fahrzeuge vom Tal unten herauf. Die Zeit vergeht und als eine größere, lärmende Gruppe sich nähert, verschwinde ich wieder.Buddhas Höhle15 Buddhas Höhle18 Buddhas Höhle21 Buddhas Höhle20 Buddhas Höhle17

Am Abend lerne ich in Mohammad’s Restaurant einen Deutschen kennen, der über eine Zeitung gebeugt plötzlich mehrmals laut herauslacht. Er könnte glatt als Jesus durchgehen und ich setze mich, neugierig wie ich bin, zu ihm. Steffen, ehemals als Verlagskaufmann und Geschäftsmann tätig, ist eine Art Aussteiger und zieht nun als Schamane durch die Welt. Eigentlich ist er Golflehrer, hat aber anscheinend auch davon genug. Wir tauschen Geschichten aus, wobei er mehr redet als ich, und wir amüsieren uns köstlich. Mit Steffen treffe ich mich nun regelmäßig zum Essen in Mohammads, wo man übrigens seine Bestellungen selbst aufnotiert.In Mohammads Restaurant

Beim gemeinsamen Essen stellt sich auch heraus, dass Steffen Vegetarier ist und auf alle Genussmittel verzichtet, jedoch Schokolade muss sein! Gemeinsam besuchen wir kurz vor Sonnenuntergang noch einmal die imposante Buddhastatue, wo er mir einiges über die Handhaltungen der zehn Jünger Buddhas erklärt.

Giant Buddha Statue10 Giant Buddha Statue9 Giant Buddha Statue11Steffen hat längere Zeit mit einem Sadhu zusammengelebt und weiß dementsprechend einiges über den Hinduismus und Buddhismus zu erzählen. Gerne wäre ich mit ihm weitergezogen um ihn näher kennen zu lernen, aber sein Weg führt in die Berge, meiner nach Delhi. Er wird mir mit seinen Geschichten und seiner Verrücktheit fehlen! Tschüß, mein Schoko-Schamane, wer weiß, vielleicht sehen wir uns ja wieder!