Mandrem 8.1.2014 – 20.1.2014

In Trivandrum habe ich zwei Premieren: Pünktlichen starten wir mit einem Zweipropeller (!) nach Bengaluru (mein Umsteigeort schlechthin!), wo wir dann direkt auf dem Flugfeld in den nächsten Flieger steigen! Im Flieger ist es eng, die Motoren dröhnen sehr laut und während des Fluges schüttelt es uns kräftig durch.
Am Flughafen Dabolim nehme ich mir ein Taxi, eine Stunde später bin ich in Mandrem, wo mich Tanya abholt. Leider ist Tanyas Ausstellung schon vorüber. Sie arbeitet nun an einem neuen Projekt in einem Kindergarten für russische Kinder. Falls ich Lust habe, könne ich mithelfen oder etwas Eigenes anbieten, übernachten ist umsonst und wenn für die Kids gekocht wird, darf ich mitessen. Gleich bei der Ankunft lerne ich meinen neuen Boss, Natasha kennen, die eines der drei Zimmer mit ihrer kleinen Tochter Katharina bewohnt. Das zweite Zimmer, in dem Bastelarbeiten vorbereitet werden, darf ich bewohnen. Ein drittes wird von Victor genutzt, einem jungen Russen, der im Kindergarten seine handwerklichen Fähigkeiten einbringt. Das vierte Zimmer ist das Ess-, Spielzimmer und Küche zugleich. Alle Programme mit dem Kindern finden aber draußen in dem liebevoll dekorierten Palmengarten statt.
Mandrem ist etwas abseits vom üblichen Rummel, trotzdem ist es gut besucht. Natürlich gibt es hier auch Shops und Restaurants, aber alles sehr Shanti Shanti, keine nervigen Verkäufer, auch am Strand nicht. Dieser ist übrigens wunderschön weitläufig, sauber und sicher. Am Strand entlang, jedoch so weit zurück versetzt, dass es nicht stört, sind einige Hotels oder Resorts, wo man Luxushütten mieten kann. Mehrere kleine Obstmärkte und Lebensmittelgeschäfte verkaufen gute Ware, wie ich immer feststellen kann, wenn ich mich für den Tag eindecke.
Mandrem ist außerdem ein Ort mit vielfältigen kulturellen Events. Musik, Tanz, Akrobatik, Feuershows oder abgefahrene Multi-Media-Performances sind immer irgendwo in Mandrem oder der näheren Umgebung zu finden. Wer mehr möchte kann Unterricht in den unzähligen Meditations-, Yoga-, Tai Chi-, Tanz- oder Malkursen nehmen. Ach ja, nicht zu vergessen, Techno-Partys, hauptsächlich in Arambol! Wem es hier langweilig wird, ist selber schuld. Vieles ist sehr alternativ und wirkt oft improvisiert, teilweise habe ich das Gefühl, irgendwo in einer hippen Ecke in London oder Berlin zu sein. Goa ist einfach geil!

Mein Kindergarten-Job

Einige der Eltern, die ihre Kinder hierher in den Kindergarten bringen, sind Russen die in Goa ein Geschäft betreiben oder sonstwie ihren Lebensunterhalt verdienen. Viele sind aber einfach auch Langzeiturlauber. Die Kleinen sind zwischen zwei und acht und werden auf vielfältige Weise beschäftigt. Vassili töpfert, Tanya gibt Malkurse und Natascha singt mit den Kindern und bringt ihnen so nebenbei etwas Englisch bei. Das macht sie sehr geschickt. Immer wieder gibt es kleine Zeiteinheiten, in denen es um Tageszeit, Farben, Tiere oder Körperteile geht. Die Kinder sollen Fragen beantworten oder Sätze nachsprechen und bekommen alles mehrmals mit, da Natascha das Frage-Antwort-Spiel mit jedem Kind durchgeht. Manche Kinder entziehen sich und gehen dann in die Hängematte oder spielen für sich. Aber Natascha hat eine unwahrscheinliche Geduld und Ausdauer, sie unterhält sich dann eben aus der Entfernung mit den Kindern. Irgendwann bekommt sie so alle zum Sprechen!

Seit neuestem gibt es Body-Move-Classes, Stickfighting und Herstellen von Geldbeuteln aus Tetra-Packs! Ein paar der Jungs und Mädels sind mitunter ganz schön aggressiv, weshalb wir beschließen einen „Fight Club“ mit klaren Regeln zu installieren. Das gefällt den Kindern, vor allem wenn ich unter allen Kindern begraben liege und Natascha um Hilfe rufe. Aber nicht immer lasse ich sie gewinnen, was manchmal auch zu tränenreichen russischen Schimpfkanonaden führt. Am Ende vertragen wir uns alle wieder und am nächsten Tag geht es wieder von Neuem auf die Matte! Beim Basteln der Geldbeutel sind die Kids eifrig dabei und stolz zeigen sie den überraschten Eltern ihre Werke.

Events

Prem Joshua tritt im Sunset in Mandrem auf, was ich mir natürlich nicht entgehen lasse. Vom Strand aus hat man einen guten Blick auf die Bühne und der Sound ist genau richtig. Nach dem unbeschreiblich schönen und energiegeladenen Konzert bitte ich Prem zu einem Foto für unseren Freund Nathulal in Pushkar, gerne tut er mir den Gefallen.

Im Oshoanic in Arambol lerne ich den Besitzer, Abishek Prem, kennen. Dort gibt es allabendlich Konzerte, heute ist Fusion angesagt, saugut mit Sitar und Tabla. Auf dem Programm steht auch indische Klassik, Sufi und East meets West. Ab und zu schaue ich dort vorbei.

Ash ist ein Theater Projekt unter freiem Himmel und ich genieße dort direkt am Fluss, der in dieser Gegend parallel zum Strand verläuft, einen unvergesslichen Abend mit atemberaubenden Tanzeinlagen, exzellenter Live Music. Einer der beiden Musiker spielt eine Oud und singt dazu wunderschöne arabische Lieder. Sein Partner ist der Percussionist, Sitarspieler und Vocalakrobat. Eine dazu perfekt abgestimmte Lichtinstallation rundet die Show visuell ab. Insgesamt richtig schräg und ich kann mich gar nicht satt hören und sehen.

Freizeit

Meistens ist um zwei, spätestens drei Uhr Schluss im Kindergarten. Auch Samstags und Sonntags habe ich frei. Nach zwei Tagen schaue ich mich nach einem Scooter um und klappere damit die Gegend ab und fahre an abgelegene Strände, an denen kaum etwas los ist.
Wenn ich nicht gerade schwimme, lese oder döse, sehe ich den unzähligen Kitesurfern zu oder übe mit den Stöcken.